Konstantin Wecker ist Rilke-Liebhaber. Auf der Bühne im großen Konzert-Saal der Stadthalle Wuppertal spricht er von seiner Mutter, die ihn mit vielen Gedichten von Goethe, Brecht und Rilke inspiriert hat. Die „Wachsenden Ringe“ von Rilke beschreibt er als ein Lebensmotiv, das Musik geworden ist. Konstantin Wecker ist Poet, spielt und singt Protestlieder, mal zart und einfühlsam, mal revolutionär und mal als Weckruf: Wehrt euch! Empört euch! Gegen den neu entflammten nationalsozialistischen Schwachsinn. Gegen Konzerne, die die Welt zerstören und gegen die unmenschliche Ausgrenzung. Um ihn herum sind die 12 Musiker des Bayerischen Symphonieorchesters (aus 9 verschiedenen Nationen). Das furiose Konzert „Weltenbrand“ zeigt eine Abwechslungsreiche, die ihresgleichen sucht. Mal zarte, leise Töne, mal rhythmische Kraft. Dann wieder singt er solo, dann mit dem ganzen Saal zusammen. Irgendwie ein „Vergangener“ der 68er Bewegung und irgendwie doch top aktuell und gegenwärtig. Er macht nachdenklich. Er macht Mut und er macht das, was wir alle tun sollten: Den Finger in die Wunde einer sich selbst verletzenden Gesellschaft legen. Und das mit liebevollem Herz und echter Hingabe an eine freie, gerechte und nachhaltige Welt. Irgendwie dann doch wirklich beeindruckend.
So erlebe ich ihn auch Back-Stage. Wir hatten eine Verabredung mit ihm und die Frage: Könnte er uns auf dem Kongress-Festival im Juni 2020 nicht ein Gastkonzert geben? Wir schildern ihm unser Anliegen und er strahlt: Das sei für ihn der richtige Ort, wenn 60 zivilgesellschaftliche Organisationen sich für eine Gesellschaft einsetzen, die wir wirklich wollen. Also er kommt und gibt ein Konzert. Einstiegsmotiv: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehen. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn“. Vielleicht sollten wir ihn dann alle mit diesen Zeilen als Kanon begrüßen?
Text und Bild: Michael Schmock