Vom 25. bis 26. Mai 2019 fand in Bingenheim das 3. Initiativ-Kolloquium statt. Dieses Mal beschäftigten sich ca. 35 junge Menschen mit der Fragestellung: Saat.Gut der Zukunft? Die Kolloquien werden im Rahmen der Vorbereitung auf das Kongress-Festival Soziale Zukunft veranstaltet, welches vom 11. bis 14. Juni 2020 in Bochum stattfinden wird. Ziel dieser Kolloquien ist eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit jungen Menschen.
Am Samstag wurden wir von Mitarbeitenden der Bingenheimer Saatgut AG und dem Kultursaat e.V., ein Verein für Züchtungsforschung und Kulturpflanzenerhaltung auf biodynamischer Grundlage, auf eine intensive Lernreise in die Welt des Saatguts mitgenommen. Zunächst verdeutlichte uns der Vorstandsvorsitzende Gebhard Rossmanith in einem Vortrag die grundlegenden Merkmale von ökologischem Saatgut im Vergleich zu konventionellem. Weltweit führen überwiegend die kapitalistischen Agrarriesen den Kampf um die Vermarktung von Saatgut, doch diese arbeiten mit z.T. fragwürdigen Labormethoden. Für den Erhalt und die Weiterentwicklung alter bzw. neuer Saatgutsorten bieten die Bingenheimer Saatgut AG seit 1957 und der Kultursaat e.V. mit sogenannten samenfesten Sorten und eigenständiger ökologischer Züchtung ein echtes und nachhaltiges Alternativangebot. Ein wichtiges Merkmal - alle Sorten sind Kulturgut, das heißt, es gibt keinen privatwirtschaftlichen Besitz an ihnen. Wie viel Arbeit in einem solchen Angebot steckt, durften wir an diesem Tag auf dem Feld erfahren. Beispielsweise wachsen dort drei lange Reihen von Salaten, die sich optisch sehr ähneln, aus denen aber unterschiedliche Sorten entstehen können. Es gilt hier in jahrelanger intensiver Beobachtung, Wahrnehmung und Untersuchung neue Pflanzensorten zu züchten, die das vergangene Bewährte in sich tragen und für das Neue offen sind. Dieses wird wiederum in über 80 ökologischen und biodynamischen Betrieben vermehrt, um letztendlich über die Bingenheimer Saatgut AG für Ökobetriebe und Hobby-Gärtner*innen zur Verfügung gestellt zu werden. Somit dienen sie am Ende auch uns Menschen als Nahrung.
Es wurde an diesem Wochenende mehr als deutlich, dass Saatgut schon jetzt ein Thema der Zukunft ist und vermehrt sein wird. Im Sortiment der Saatgutanbieter sowie auf den Äckern und in den Gewächshäusern dominieren heute durch Hybridzuchtverfahren etablierte Kulturpflanzen. Für die Erfordernisse eines Ökolandbaus kann das keine Lösung sein. Die Arbeit der Bingenheimer Saatgut AG und des Kultursaat e.V. ist daher heute und für die Zukunft unabdingbar. Als Mitveranstalterin des Kongress-Festivals ist die Bingenheimer Saatgut AG ganz in diesem Sinne eine wichtige Partnerin.
Text und Bild: Lydia Roknic
Falls Sie weiter stöbern wollen: https://www.bingenheimersaatgut.de/ und https://www.kultursaat.org/